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Nicole Fischer - Expertin für Lernen und Familie

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In meinem Blog schreibe ich über die Themen Schule, Lernen und Familie. Sieh dich gern um. Über Kommentare und Anmerkungen freue ich mich!

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2024-10-18

Nicht überall, wo “Legasthenie” draufsteht, ist auch Legasthenie drin!

Tom ist 16. In Rechtschreibung war er schon immer „schlecht“, wie er und seine Eltern mir im Erstgespräch bestätigen. In der vierten Klasse wurde eine Legasthenie förmlich festgestellt, seitdem fließt seine Rechtschreibleistung nicht mehr in die Gesamtnote ein. Auf meine Frage, ob es eine spezielle Förderung für ihn gab, antworte er, dass er in der fünften und sechsten Klasse am Förderunterricht teilgenommen habe, seitdem jedoch nicht mehr. Tom möchte nun Polizist werden, weshalb er seine Rechtschreibung dringend verbessern muss.

Testung ist nicht gleich Testung

Wie bei jedem neuen Schüler führe ich zunächst eine so genannte qualitative Testung durch. Im Gegensatz zu einer quantitativen Testung, in der anhand von standardisierten Texten eine Rechtschreibschwäche lediglich förmlich festgestellt wird, ohne näher die Ursachen zu beleuchten, analysiere ich in der qualitativen Testung genau, welche Art Fehler gemacht werden. Bei 52 Testwörtern (eingesetzt in ein Lückendiktat) hat Tom 39 Fehler. Das wirkt auf den ersten Blick verständlicherweise ein bisschen erschreckend. Bei der genauen Analyse der Fehler stellt sich jedoch heraus, dass Tom lediglich eines fehlt: solides Regelwissen.

Regeln helfen

Ja, die deutsche Rechtschreibung ist nicht wirklich einfach. Allerdings liegen ihr nachvollziehbare Regeln zugrunde. Wenn diese fundiert erklärt und begriffen werden, kann man richtig dabei zusehen, wie sich die Fehler verringern. Tom ist jetzt seit sieben Monaten bei mir. Am Anfang des Rechtschreibtrainings erstellte ich einen individuell auf Tom abgestimmten Trainingsplan, denn es wäre ja Blödsinn und Zeitverschwendung, die Dinge zu bearbeiten, die er bereits beherrscht.

Gerade gestern machten wir einen sogenannten B-Test: Tom schrieb noch einmal die 52 Wörter vom Anfang, eingebettet in eine andere Geschichte. Das großartige Ergebnis: Statt 39 Fehlern machte er nur noch fünf, wobei drei davon ihm im Anschluss selbst auffielen. Wichtig ist nun, die erarbeiteten Rechtschreibregeln zu automatisieren, so dass Tom irgendwann nicht mehr groß darüber nachdenken muss, wie etwas geschrieben wird.

Endlich Kontrolle erlangen

So wie bei Tom ist es bei ca. 70 % der Schülerinnen und Schüler, die mit einer vermuteten oder bereits diagnostizierten Legasthenie oder LRS zu mir kommen – ihnen fehlt vor allem das nötige Regelwissen. Ist das aufgearbeitet, werden die Rechtschreibleistungen kontinuierlich besser. Das geht nicht immer so schnell wie bei Tom. Jeder Schüler ist anders und hat seine ganz eigene Vorgeschichte. Manchmal ist das Selbstwertgefühl durch dauernde Misserfolgserlebnisse schon angeknackst, manchmal besteht bereits eine Blockade, die es zunächst aufzulösen gilt. Auch bei einer generalisierten Lernstörung dauert der Prozess in der Regel länger. Aber nach und nach merken die Schülerinnen und Schüler, dass sie Kontrolle erlangen über die Rechtschreibung. Die Rechtschreibung verliert das Diffuse, Unberechenbare und das ist ein sehr befreiendes Gefühl.

Du möchtest mehr darüber wissen? Dann schreibe mich gern an über das Kontaktformular oder Whatsapp, ich freue mich auf dich!

Admin - 11:41:39 | Kommentar hinzufügen

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